Der Prophet Amos.


Drohung gegen Nachbarvölker Israels.

Kapitel 1

1,1 Worte des Amos - der unter den Schafzüchtern von Tekoa war -, die er über Israel geschaut hat in den Tagen des Usija, des Königs von Juda, und in den Tagen Jerobeams, des Sohnes des Joas, des Königs von Israel, zwei Jahre vor dem Erdbeben.

1,2 Und er sprach: Der HERR wird vom Zion her brüllen und aus Jerusalem seine Stimme erschallen lassen: Da vertrocknen die Weideplätze der Hirten, und der Gipfel des Karmel verdorrt.

V. 3-5: Jes 17,1-11; Jer 49,23-27.

1,3 So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Damaskus und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil sie Gilead mit eisernen Dreschschlitten gedroschen haben. 1,4 So sende ich Feuer in das Haus Hasaels, daß es die Paläste Ben-Hadads frißt. 1,5 Ich zerbreche den Riegel von Damaskus und rotte den Herrscher aus Bikat-Awen aus und den, der das Zepter hält, aus Bet-Eden: Und das Volk von Aram wird nach Kir gefangen wegziehen, spricht der HERR.

V. 6-8: Jer 47; Hes 25,15-17; Zeph 2,4-7; Sach 9,5-7.

1,6 So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Gaza und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil sie ganze Ortschaften gefangen weggeführt haben, um sie an Edom auszuliefern. 1,7 So sende ich Feuer gegen die Mauer von Gaza, daß es seine Paläste frißt. 1,8 Ich rotte den Herrscher aus Aschdod aus und den, der das Zepter hält, aus Aschkelon. Ich wende meine Hand gegen Ekron, und der Überrest der Philister geht zugrunde, spricht der Herr, HERR.

V. 9.10: Jes 23; Hes 26; 27; 28,1-19; Sach 9,2-4.

1,9 So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Tyrus und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil sie ganze Ortschaften an Edom ausgeliefert und an den Bruderbund nicht gedacht haben. 1,10 So sende ich Feuer gegen die Mauer von Tyrus, daß es seine Paläste frißt.

V. 11.12: (Jes 21,11.12); Jes 34,5-17; Jer 49,7-22; Hes 25,12-14; 35; Ob.

1,11 So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Edom und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil es seinem Bruder mit dem Schwert nachjagt und sein Erbarmen erstickt hat und weil sein Zorn beständig zerfleischt und sein Grimm dauernd wacht. 1,12 So sende ich Feuer gegen Teman, daß es die Paläste von Bozra frißt.

V. 13-15: Jer 49,1-6; Hes 21,33-37; 25,1-7; Zeph 2,8-11.

1,13 So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen der Söhne Ammon und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil sie die Schwangeren von Gilead aufgeschlitzt haben, um ihr Gebiet zu erweitern. 1,14 So zünde ich Feuer an in der Mauer von Rabba, daß es seine Paläste frißt unter [Kriegs]geschrei am Tag der Schlacht, unter Sturm am Tag des Unwetters. 1,15 Da geht ihr König in die Gefangenschaft, er und seine Obersten zusammen mit ihm, spricht der HERR.

V. 1-3: Jes 15; 16; Jer 48; Hes 25,8-11; Zeph 2,8-11.
 

Kapitel 2

2,1 So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Moab und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil es die Gebeine des Königs von Edom zu Kalk verbrannt hat. 2,2 So sende ich Feuer nach Moab, daß es die Paläste von Kerijot frißt. Und Moab stirbt im Kampflärm, unter [Kriegs]geschrei, beim Schall des Horns. 2,3 Und ich rotte den Richter aus seiner Mitte aus, und alle seine Obersten bringe ich mit ihm um, spricht der HERR.
 

Drohung gegen Juda und Israel.

2,4 So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Juda und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil sie das Gesetz des HERRN verworfen und seine Ordnungen nicht gehalten haben, und ihre Lügen[götter] sie verführten, denen ihre Väter nachgelaufen sind. 2,5 So sende ich Feuer gegen Juda, daß es die Paläste Jerusalems frißt.

2,6 So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Israel und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil sie den Gerechten für Geld und den Armen für ein Paar Schuhe verkaufen. 2,7 Sie treten nach dem Kopf der Geringen [wie] auf den Staub der Erde, und den [Rechts]weg der Elenden beugen sie. Und ein Mann und sein Vater gehen zu [demselben] Mädchen, um meinen heiligen Namen zu entweihen. 2,8 Und auf gepfändeten Kleidern strecken sie sich aus neben jedem Altar, und Wein von Strafgeldern trinken sie im Haus ihres Gottes. 2,9 Und ich, ich hatte doch den Amoriter vor ihnen vernichtet, dessen Höhe wie die Höhe der Zedern war und der stark war wie die Eichen, und ich hatte seine Frucht droben vertilgt und seine Wurzeln drunten. 2,10 Und ich, ich hatte euch doch aus dem Land Ägypten heraufgeführt und euch vierzig Jahre in der Wüste geleitet, das Land des Amoriters in Besitz zu nehmen. 2,11 Und ich habe von euren Söhnen [einige] als Propheten auftreten lassen und [einige] von euren jungen Männern als Nasiräer. Ja, war es nicht so, ihr Söhne Israel? spricht der HERR. 2,12 Aber ihr habt den Nasiräern Wein zu trinken gegeben und den Propheten befohlen: Ihr sollt nicht weissagen!

2,13 Siehe, ich mache es unter euch schwankend, wie der Wagen schwankt, der voll Garben ist. 2,14 Da geht dem Schnellen die Zuflucht verloren, den Starken festigt nicht seine Kraft, und der Held rettet sein Leben nicht. 2,15 Der den Bogen führt, hält nicht stand, der Schnellfüßige rettet [sich] nicht, und der auf dem Pferd reitet, rettet sein Leben nicht. 2,16 Und der Beherzteste unter den Helden flieht nackt an jenem Tag, spricht der HERR.
 

Die Botschaft des Propheten als Botschaft Gottes.

Kapitel 3

3,1 Hört dieses Wort, das der HERR über euch redet, ihr Söhne Israel, über das ganze Geschlecht, das ich aus dem Land Ägypten heraufgeführt habe! 3,2 Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkannt; darum werde ich an euch alle eure Sünden heimsuchen. 3,3 Gehen etwa zwei miteinander, außer wenn sie zusammengekommen sind? 3,4 Brüllt der Löwe im Wald, wenn er keine Beute hat? Läßt der Junglöwe seine Stimme aus seinem Versteck erschallen, außer wenn er [etwas] gefangen hat? 3,5 Fällt ein Vogel in das Klappnetz am Boden, ohne daß ihm ein Stellholz [gestellt] ist? Schnellt das Klappnetz von der Erde empor, wenn es gar nichts gefangen hat? 3,6 Wird etwa in der Stadt das Horn geblasen, und das Volk erschrickt nicht? Geschieht etwa ein Unglück in der Stadt, und der HERR hat es nicht bewirkt? 3,7 Denn der Herr, HERR, tut nichts, es sei denn, daß er sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten, enthüllt hat. - 3,8 Der Löwe hat gebrüllt, wer fürchtet sich [da] nicht? Der Herr, HERR, hat geredet, wer weissagt [da] nicht?
 

Ankündigung der Zerstörung Samarias.

3,9 Laßt es hören über den Palästen in Aschdod und über den Palästen im Land Ägypten und sagt: Versammelt euch auf den Bergen von Samaria und seht die große Verwirrung in seiner Mitte und die Unterdrückungen in seinem Innern! 3,10 Sie verstehen nicht, das Rechte zu tun, spricht der HERR, sie, die Gewalttat und Verwüstung in ihren Palästen aufhäufen. 3,11 Darum, spricht der Herr, HERR: Ein Bedränger wird das Land umzingeln! Er stürzt deine Macht von dir herab, und deine Paläste werden geplündert.

3,12 So spricht der HERR: Ebenso wie der Hirte aus dem Rachen des Löwen zwei Unterschenkel oder einen Ohrzipfel rettet, so werden die Söhne Israel gerettet werden, die in Samaria in der Ecke des Lagers sitzen und auf dem Damast des Ruhebettes.

3,13 Hört und bezeugt es gegen das Haus Jakob! spricht der Herr, HERR, der Gott der Heerscharen: 3,14 An dem Tag, da ich die Verbrechen Israels an ihm heimsuche, werde ich auch die Altäre von Bethel heimsuchen: Da werden die Hörner des Altars abgehauen und fallen zu Boden. 3,15 Und ich zertrümmere das Winterhaus samt dem Sommerhaus! Auch die Elfenbeinhäuser gehen zugrunde, die vielen Häuser verschwinden, spricht der HERR.
 

Strafrede gegen die üppigen Frauen und den entarteten Gottesdienst - Ankündigung des Gerichts nach vergeblichen Warnungen.

Kapitel 4

4,1 Hört dies Wort, ihr Kühe Basans auf dem Berg Samarias, die die Geringen unterdrücken, die Armen schinden, [und] zu ihren Herren sagen: Bring her, daß wir trinken! 4,2 Geschworen hat der Herr, HERR, bei seiner Heiligkeit: Ja, siehe, Tage kommen über euch, da schleppt man euch an Haken weg und euren Rest an Fischerangeln. 4,3 Dann zieht ihr durch die Mauerrisse hinaus, eine jede vor sich hin, und ihr werdet hin zum [Berg] Hermon geworfen, spricht der HERR.

4,4 Geht nach Bethel und übt Verbrechen, nach Gilgal [und] vermehrt das Verbrechen! Bringt am Morgen eure Schlachtopfer, am dritten Tag eure Zehnten! 4,5 Und laßt vom Gesäuerten ein Dankopfer als Rauch aufsteigen und ruft freiwillige Gaben aus, laßt es hören! Denn so liebt ihr es, ihr Söhne Israel, spricht der Herr, HERR.

4,6 Und so habe auch ich euch blanke Zähne gegeben in all euren Städten und Mangel an Brot in all euren Orten. Und doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht der HERR. 4,7 Und auch ich habe euch den Regen vorenthalten, als noch drei Monate bis zur Ernte waren. Und ich habe auf die eine Stadt regnen lassen, und auf die andere Stadt ließ ich nicht regnen, das eine Feld wurde beregnet, und das Feld, auf das es nicht regnete, verdorrte. 4,8 Und zwei, drei Städte wankten zu einer Stadt hin, um Wasser zu trinken, und wurden nicht satt. Und doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht der HERR. 4,9 Ich habe euch mit Getreidebrand und mit Vergilben geschlagen. Ich habe eure Gärten und eure Weinberge vertrocknen lassen, und eure Feigen- und eure Olivenbäume fraß die Heuschrecke. Dennoch seid ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht der HERR. 4,10 Ich schickte unter euch die Pest in der Art Ägyptens. Ich habe eure jungen Männer mit dem Schwert erschlagen, [zusammen] mit euren gefangenen Pferden, und ich ließ den Gestank eurer Heerlager aufsteigen, und zwar in eure Nase. Dennoch seid ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht der HERR. 4,11 Ich habe eine Umkehrung unter euch angerichtet wie die Umkehrung Gottes von Sodom und Gomorra. Und ihr wart wie ein Holzscheit, das aus dem Brand gerettet ist. Und doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht der HERR. - 4,12 Darum werde ich dir so tun, Israel. Weil ich dir dies tun will, mach dich bereit, deinem Gott zu begegnen, Israel! - 4,13 Ja, siehe, der die Berge bildet und den Wind erschafft und dem Menschen mitteilt, was sein Sinnen ist, der die Morgenröte [und] die Finsternis macht und einherschreitet auf den Höhen der Erde: Jahwe, Gott der Heerscharen, ist sein Name.
 

Klage gegen Israel - Gottes Bußruf unter Hinweis auf den Tag des HERRN.

Kapitel 5

5,1 Hört dieses Wort, das ich über euch als Totenklage anhebe, Haus Israel! 5,2 Gefallen ist die Jungfrau Israel, sie steht nicht wieder auf. Hingeworfen liegt sie da auf eigenem Boden, niemand richtet sie auf. 5,3 Denn so spricht der Herr, HERR: Die Stadt, die mit tausend auszieht, wird hundert übrigbehalten, und die mit hundert auszieht, wird zehn übrigbehalten für das Haus Israel.

5,4 Denn so spricht der HERR zum Haus Israel: Sucht mich und lebt! 5,5 Und sucht nicht Bethel [auf] und geht nicht nach Gilgal und geht nicht hinüber nach Beerscheba! Denn Gilgal wird ganz bestimmt gefangen wegziehen, und Bethel wird zum Unheil werden. 5,6 Sucht den HERRN und lebt, damit er nicht [für] das Haus Joseph wie Feuer wirkt, das [um sich] frißt, und für Bethel niemand da ist, der löscht.

5,7 [Weh denen,] die Recht in Wermut verwandeln und Gerechtigkeit zu Boden werfen! - 5,8 Der das Siebengestirn und den Orion gemacht hat, in Morgen[licht] die Finsternis verwandelt und den Tag zur Nacht verfinstert, der die Wasser des Meeres ruft und sie ausgießt über die Fläche der Erde: Jahwe ist sein Name! - 5,9 der Verwüstung über den Starken aufblitzen läßt; und Verwüstung kommt über die befestigte Stadt. - 5,10 Sie hassen den, der im Tor Recht spricht, und den, der unsträflich redet, verabscheuen sie. 5,11 Darum: Weil ihr vom Geringen Pachtzinsen erhebt und Getreideabgaben von ihm nehmt, habt ihr Häuser aus Quadern gebaut, doch werdet ihr nicht darin wohnen. Schöne Weinberge habt ihr gepflanzt, doch werdet ihr deren Wein nicht trinken.

5,12 Ja, ich kenne eure vielen Verbrechen und eure zahlreichen Sünden. - Sie bedrängen den Gerechten, nehmen Bestechungsgeld und drängen im Tor den Armen zur Seite. 5,13 Darum schweigt der Einsichtige in dieser Zeit, denn eine böse Zeit ist es.

5,14 Sucht das Gute und nicht das Böse, damit ihr lebt! Und der HERR, der Gott der Heerscharen, wird so mit euch sein, wie ihr sagt. 5,15 Haßt das Böse und liebt das Gute und richtet das Recht auf im Tor! Vielleicht wird der HERR, der Gott der Heerscharen, dem Überrest Josephs gnädig sein.

5,16 Darum, so spricht der HERR, der Gott der Heerscharen, der Herr: Auf allen Plätzen Wehklage! Und auf allen Gassen sagt man: Wehe, wehe! Und die Bauern rufen zum Trauern und Wehklagen nach den des Klageliedes Kundigen. 5,17 Und in allen Weinbergen Wehklage! Denn ich werde durch deine Mitte ziehen, spricht der HERR.

5,18 Wehe denen, die den Tag des HERRN herbeiwünschen! Wozu soll euch denn der Tag des HERRN sein? Er wird Finsternis sein und nicht Licht: 5,19 Wie wenn jemand vor dem Löwen flieht, und es begegnet ihm der Bär, aber er kommt [noch] nach Hause und stützt seine Hand an die Mauer, da beißt ihn die Schlange. 5,20 Wird so nicht der Tag des HERRN Finsternis sein und nicht Licht? Ja, Dunkelheit und nicht Glanz ist ihm [eigen].

5,21 Ich hasse, ich verwerfe eure Feste, und eure Festversammlungen kann ich nicht [mehr] riechen: 5,22 Denn wenn ihr mir Brandopfer opfert, [mißfallen sie mir], und an euren Speisopfern habe ich kein Gefallen, und das Heilsopfer von eurem Mastvieh will ich nicht ansehen. 5,23 Halte den Lärm deiner Lieder von mir fern! Und das Spiel deiner Harfen will ich nicht hören. 5,24 Aber Recht ergieße sich wie Wasser und Gerechtigkeit wie ein immerfliessender Bach! 5,25 Habt ihr mir vierzig Jahre in der Wüste Schlachtopfer und Speisopfer dargebracht, Haus Israel? 5,26 Ja, ihr habt den Sikkut, euren König, und Kiun getragen, eure Götzenbilder, den Stern eurer Götter, die ihr euch gemacht hattet. 5,27 So werde ich euch [bis] über Damaskus hinaus gefangen wegführen, spricht der HERR; Gott der Heerscharen ist sein Name.
 

Ankündigung des Strafgerichts wegen Genußsucht, Hochmut und Sittenlosigkeit.

Kapitel 6

6,1 Wehe den Sorglosen in Zion und den Sicheren auf dem Berg von Samaria, den Vornehmen des Erstlings der Nationen, zu denen das Haus Israel kommt! 6,2 Geht hinüber nach Kalne und seht! Und geht von dort nach Hamat, der großen [Stadt], und steigt hinab nach Gat der Philister! Sind sie besser als diese Königreiche, oder ist ihr Gebiet größer als euer Gebiet? 6,3 Ihr, die ihr den Tag des Unglücks hinausschiebt und die Herrschaft der Gewalt herbeiführt. 6,4 Sie liegen auf Elfenbeinlagern und räkeln sich auf ihren Ruhebetten. Sie essen Fettschafe von der Herde und Kälber aus dem Maststall. 6,5 Sie faseln zum Klang der Harfe, denken sich wie David Musikinstrumente aus. 6,6 Sie trinken Wein aus Schalen und salben sich mit den besten Ölen, aber über den Zusammenbruch Josephs sind sie nicht bekümmert. 6,7 Darum ziehen sie jetzt gefangen an der Spitze der Weggeführten fort, und vorbei ist es mit dem Gejohle der sich Räkelnden.

6,8 Der Herr, HERR, hat bei sich selbst geschworen, spricht der HERR, der Gott der Heerscharen: Ich verabscheue den Stolz Jakobs, und seine Paläste hasse ich. Und ich liefere die Stadt aus und alles, was sie erfüllt. 6,9 Und es wird geschehen, wenn zehn Männer in einem einzigen Haus übrigbleiben, sie müssen doch sterben. 6,10 Und hebt einen [dann] sein Verwandter und sein Bestatter auf, um die Leiche aus dem Haus hinauszuschaffen, und sagt zu dem, der im Innern des Hauses ist: Ist noch jemand bei dir? und dieser sagt: Niemand! - dann wird er sagen: Still! Denn man darf den HERRN nicht beim Namen nennen. 6,11 Denn siehe, der HERR befiehlt, und man schlägt das große Haus in Trümmer und das kleine Haus in Splitter.

6,12 Rennen Pferde denn auf Felsen, oder pflügt man [darauf] mit Rindern? Ihr aber verwandelt das Recht in Gift und die Frucht der Gerechtigkeit in Wermut.

6,13 [Wehe denen,] die sich über Lo-Dabar freuen, die sagen: Haben wir uns nicht mit unserer Kraft Karnajim genommen? 6,14 Ja siehe, ich lasse gegen euch, Haus Israel, eine Nation aufstehen, spricht der HERR, der Gott der Heerscharen; die werden euch bedrängen vom Zugang nach Hamat an bis zum Bach der Ebene.
 

Drei Gesichte vom kommenden Gericht - Ausweisung des Amos aus Bethel.

Kapitel 7

7,1 So ließ der Herr, HERR, mich sehen: Siehe, einer, der Heuschrecken bildete, als das Spätgras zu wachsen anfing, - und siehe, das Spätgras [kommt] nach dem Königsmähen. 7,2 Und es geschah, als sie das Kraut der Erde ganz abgefressen hatten, da sagte ich: Herr, HERR, vergib doch! Wie sollte Jakob bestehen? Es ist ja so klein. 7,3 Der HERR ließ es sich gereuen. Es soll nicht geschehen! sprach der HERR.

7,4 So ließ der Herr, HERR mich sehen: Siehe, der Herr, HERR, rief einen Feuerregen; der fraß die große Flut und wollte das Ackerland fressen. 7,5 Da sprach ich: Herr, HERR, laß doch ab! Wie sollte Jakob bestehen? Es ist ja so klein. 7,6 Der HERR ließ es sich gereuen. Auch das soll nicht geschehen! sprach der Herr, HERR.

7,7 So ließ er mich sehen: Siehe, der Herr stand auf einer Mauer, [die mit einem] Senkblei [gerichtet war], und in seiner Hand war ein Senkblei. 7,8 Und der HERR sprach zu mir: Was siehst du, Amos? Und ich sagte: Ein Senkblei. Und der Herr sprach: Siehe, ich lege ein Senkblei an mitten in meinem Volk Israel. Ich gehe künftig nicht mehr [schonend] an ihm vorüber. 7,9 Dann veröden die Höhen Isaaks, und die Heiligtümer Israels liegen in Trümmern, und gegen das Haus Jerobeams erhebe ich mich mit dem Schwert.

7,10 Da sandte Amazja, der Priester von Bethel, zu Jerobeam, dem König von Israel, und ließ sagen: Amos betreibt eine Verschwörung gegen dich mitten im Haus Israel. Das Land kann all seine Worte nicht ertragen. 7,11 Denn so spricht Amos: Durchs Schwert wird Jerobeam sterben, und Israel wird ganz bestimmt aus seinem Land gefangen wegziehen. 7,12 Und Amazja sagte zu Amos: Seher, geh, flieh schnell in das Land Juda! Iß dort dein Brot, und dort magst du weissagen! 7,13 Aber in Bethel sollst du künftig nicht mehr weissagen; denn das Heiligtum des Königs ist hier und hier ist der Tempel des Königreiches. 7,14 Da antwortete Amos und sagte zu Amazja: Ich bin kein Prophet und bin kein Prophetensohn, sondern ein Viehhirte bin ich und ein Maulbeerfeigenzüchter. 7,15 Aber der HERR holte mich hinter dem Kleinvieh weg, und der HERR sprach zu mir: Geh hin, weissage meinem Volk Israel! - 7,16 Und nun höre das Wort des HERRN: Du sagst, du sollst nicht weissagen über Israel und sollst nicht reden über das Haus Isaak. 7,17 Darum, so spricht der HERR: Deine Frau wird zur Hure werden in der Stadt, und deine Söhne und deine Töchter werden durchs Schwert fallen, dein Land wird mit der Meßschnur verteilt werden, und du selbst wirst in einem unreinen Land sterben; und Israel wird gewiß aus seinem Land gefangen wegziehen.
 

Das vierte Gesicht: Das baldige Gericht über Samaria.

Kapitel 8

8,1 So ließ der Herr, HERR, mich sehen: Siehe, ein Korb mit Sommerobst. 8,2 Und er sprach: Was siehst du, Amos? Und ich sagte: Einen Korb mit Sommerobst. Da sprach der HERR zu mir: Das Ende für mein Volk Israel ist gekommen, ich werde nicht mehr länger [schonend] an ihm vorübergehen. 8,3 Und zu Geheul werden die Gesänge des Palastes an jenem Tag, spricht der Herr, HERR. Leichen in Menge. Überall wirft man [sie] hin. - Still!

8,4 Hört dies, die ihr den Armen tretet und [darauf aus seid], die Elenden im Land zu vernichten, 8,5 und sagt: Wann ist der Neumond vorüber, daß wir Getreide verkaufen, und der Sabbat, daß wir Korn anbieten; um das Efa zu verkleinern und den Schekel zu vergrößern und die Waage [zum] Betrug zu fälschen, 8,6 um die Geringen für Geld und den Armen für ein Paar Schuhe zu kaufen, und damit wir den Abfall des Korns verkaufen?

8,7 Geschworen hat der HERR beim Stolz Jakobs: Wenn ich alle ihre Taten jemals vergessen werde! 8,8 Sollte darüber nicht die Erde erbeben und jeder trauern, der auf ihr wohnt? - daß sie sich insgesamt erhebt wie der Strom und aufwogt und zurücksinkt wie der Strom Ägyptens?

8,9 An jenem Tag wird es geschehen, spricht der Herr, HERR, da lasse ich die Sonne am Mittag untergehen und bringe Finsternis über die Erde am lichten Tag. 8,10 Und ich verwandle eure Feste in Trauer und alle eure Gesänge in Totenklage und bringe auf alle Hüften Sacktuch und auf jeden Kopf eine Glatze. Und ich mache es wie bei der Trauer um den einzigen [Sohn] und das Ende davon wie einen bitteren Tag.

8,11 Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, HERR, da sende ich Hunger ins Land, nicht einen Hunger nach Brot und nicht einen Durst nach Wasser, sondern [danach], die Worte des HERRN zu hören. 8,12 Und sie werden wanken von Meer zu Meer und vom Norden bis zum Osten. Sie werden umherschweifen, um das Wort des HERRN zu suchen, und werden es nicht finden.

8,13 An jenem Tag sinken die schönen Jungfrauen und die jungen Männer vor Durst ohnmächtig hin, 8,14 die da bei der Schuld Samarias schwören und sagen: So wahr dein Gott lebt, Dan! und: So wahr der Weg nach Beerscheba lebt! Sie werden fallen und nicht mehr aufstehen.
 

Das fünfte Gesicht: Das sichere Eintreffen des Gerichts - Zerstreuung Israels.

Kapitel 9

9,1 Und ich sah den Herrn am Altar stehen, und er sprach: Schlage auf das Kapitell, daß die Schwellen beben, und zerschmettere sie auf ihrer aller Kopf! Und ihren Rest werde ich mit dem Schwert umbringen. Kein Flüchtling von ihnen wird entfliehen, und kein Entkommener von ihnen wird sich in Sicherheit bringen. 9,2 Wenn sie in den Scheol einbrechen, wird meine Hand sie von dort holen. Und wenn sie in den Himmel hinaufsteigen, werde ich sie von dort herunterbringen. 9,3 Und wenn sie sich auf dem Gipfel des Karmel verbergen, werde ich sie von dort hervorsuchen und holen. Und wenn sie sich auf dem Grund des Meeres vor meinen Augen verstecken, werde ich von dort der Schlange befehlen, sie zu beißen. 9,4 Und wenn sie vor ihren Feinden her in Gefangenschaft ziehen, werde ich von dort dem Schwert befehlen, sie umzubringen. Und ich werde mein Auge auf sie richten zum Bösen und nicht zum Guten.

9,5 Und der Herr, der HERR der Heerscharen, der die Erde anrührt, daß sie wankt, daß alle, die auf ihr wohnen, trauern, daß sie sich überall erhebt wie der Strom und zurücksinkt wie der Strom Ägyptens; 9,6 der seine Stufe im Himmel baut und die Grundmauern seiner Gewölbe auf der Erde legt, der die Wasser des Meeres ruft und sie ausgießt über die Fläche der Erde: Jahwe ist sein Name.

9,7 Seid ihr mir nicht wie die Söhne der Kuschiten, [ihr] Söhne Israel? spricht der HERR. Habe ich nicht Israel aus dem Land Ägypten heraufgeführt und die Philister aus Kaftor und Aram aus Kir? 9,8 Siehe, die Augen des Herrn, HERRN, [sehen] auf das sündige Königreich, und ich will es von der Fläche des Erdbodens ausrotten, - nur daß ich das Haus Jakob nicht völlig ausrotten will, spricht der HERR. 9,9 Denn siehe, ich will befehlen und will das Haus Israel unter allen Nationen schütteln, wie man mit einem Sieb schüttelt, und nicht ein Steinchen fällt zur Erde. 9,10 Alle Sünder meines Volkes werden durchs Schwert sterben, die da sagen: Du wirst das Unglück nicht herbeiführen, und bis zu uns wirst du [es] nicht herankommen lassen.
 

Das kommende Königreich und die Wiederherstellung Israels.

9,11 An jenem Tag richte ich die verfallene Hütte Davids auf, ihre Risse vermauere ich, und ihre Trümmer richte ich auf, und ich baue sie wie in den Tagen der Vorzeit, 9,12 damit sie den Überrest Edoms und all die Nationen in Besitz nehmen, über denen mein Name ausgerufen war, spricht der HERR, der dies tut.

9,13 Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da rückt der Pflüger nahe an den Schnitter heran und der Traubentreter an den Sämann, und die Berge triefen von Most, und alle Hügel zerfließen. 9,14 Da wende ich das Geschick meines Volkes Israel. Sie werden die verödeten Städte aufbauen und bewohnen und Weinberge pflanzen und deren Wein trinken und Gärten anlegen und deren Frucht essen. 9,15 Ich pflanze sie in ihr Land ein. Und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Land, das ich ihnen gegeben habe, spricht der HERR, dein Gott.